T08

Kapitel 8.0.

  • Unser Kleiner wird langsam erwachsen.


War es bisher nur Zufall, wenn er zum Markieren, was er in den letzten Wochen schon eindeutig machte, mal das Bein hob, so wird das langsam immer gezielter.

Auch sein Bewacher-Drang wird ausgeprägter. Wenn jemand am Grundstück vorbeigeht, dann prescht er nun wild und böse bellend mit erhobener Rute an den Zaun. Wer nicht weiß, dass er noch ein junger Hund ist, kann sich richtig vor ihm fürchten.

Interessant ist es auch für mich, dass er sich jetzt auch schon öfter allein nach draußen in den Garten zurückzieht.

Wenn wir abends noch eine Weile getobt hatten und ich dann Schluss machte, legte er sich bisher immer unter meinen Schreibtisch zur Ruhe. Die letzten Tage aber ging er danach nach draußen. Ob es nun dort kühler war oder was der Grund war......., ich weiß es nicht.

Jedenfalls kam er auch nicht von allein wieder ins Haus zurück.

Als das das erste mal der Fall war, ging ich nach einer Weile, als ich plötzlich bemerkte, dass er nicht im Haus war, erschrocken nach draußen, um nachzuschauen, ob etwas passiert wäre. Da kam er mir freudestrahlend entgegen und ging dann mit mir zurück ins Haus.

Doch am nächsten Tag wiederholte sich das Ganze. Wieder ging er nach unserem abendlichen Spiel nach draußen und blieb dort solange, bis ich ihn hereinbat.

Aber Haus und Garten sind nun mal sein Reich, und er wird wählen, wo es ihm am besten gefällt.

Wahrscheinlich ist es ihm aber im Haus inzwischen zu  warm, denn sein Pelz hat enorm zugenommen.

Sein Fell ist inzwischen sehr dicht geworden, sodass mir manchmal schon Angst und bange wird, weil ich Probleme beim Kämmen vermute.

Doch bisher lässt sich das Fell trotz der Masse immer noch relativ schnell durchkämmen. Allerdings muss ich nun wohl regelmäßiger dran bleiben, sonst bilden sich so einzelne Bündel an Haaren die fast ineinander verfilzen. Bisher hatte ich Balu S. höchstens  mal alle 3-4 Wochen gekämmt.

Bisher hatte ich auch fast nie Haare auskämmen können, doch als ich ihn in diesem Monat kämmte, hatte ich zum ersten Mal ein richtiges Bündel feiner Wolle ausgekämmt.

Auch im Gesicht wächst nun langsam das Haar und die Augenbrauen werden immer länger.

Balu auf dem bunten Ring der Feuerstelle, wo er schon als Welpe stand

 

Seine Energie ist nach wie vor grenzenlos.

So brav, wie er als ganz junger Hund in punkto Zerbeißen war, so entgegengesetzt stark ist jetzt sein Zerstörungsdrang. Alles muss untersucht werden!

Wenn ich z.B. mit dem Papierkorb durch Klopfen Krach mache, muss er das genau untersuchen und rollt dann den Korb begeistert mit Pfoten und Zähnen durchs Haus.

Ja, die Zähne, die nutzt er nun reichlich.

Da er sich schon einmal an unserer am Haus seit 10 Jahren rankenden Pflanze vergriffen  hatte- was übrigens auch schon seine Vorgänger und Welpen versucht haben- hatte ich meine bunten Schaumstoffwürfel, die ich als Hürden benutze, davor gestellt.

Das ging auch Monate lang gut.

Tja, und dann hatte er die Würfel irgendwie neu entdeckt. Meinem Mann bot sich eines Tages ein Schlachtfeld. Die zerfetzten Würfel waren im ganzen Garten verteilt.

Und wenige Tage später war dann unsere Ranke dran und wurde, in kleinste Stücke zerteilt, von der Wand gezerrt.

Sein Beschäftigungsdrang ist riesengroß.

Da nützt es auch nichts, wenn der Bursche schon einige Kilometer neben dem Fahrrad hergelaufen ist. Kurze Zeit darauf ist alle Energie wieder zurückgekehrt und tatendurstig will er mit uns etwas unternehmen.

Wir haben ihn neulich auch in der Stadt Frankfurt an die Uferpromenade des Rheins mitgenommen und sind dort rund 20 km mit dem Fahrrad spazieren gefahren. Die vielen Jogger, Skater, Fahrradfahrer und Spaziergänger fand er sehr aufregend und freute sich über alle. Ab und zu trafen wir auch nette Vierbeiner, mit denen er spielen konnte.

Da immer wieder Bootsabfahrten ins Wasser die Möglichkeit boten, ins Wasser zu gehen, nutzte Balu S. das ständig zum Abkühlen. Einmal warf ich ihm ein Stück Holz ins Wasser dicht vor seine Nase an eine Stelle, an der er aber schon schwimmen musste. Kein Problem. Er holte das Stöckchen auch schwimmend zurück.

Wasser liebt er heiß und innig! 

Doch noch mehr liebt er jede Art von geistiger Betätigung und ich muss mich immer wieder mit neuen Aufgaben befassen, damit es ihm nicht langweilig wird.

Ich weiß, das Hütehunde sehr  schnell lernen und man nicht allzu oft etwas wiederholen muss. Tut man es dennoch, wissen sie bald die Reihenfolge und machen alles vorweg.

Übt man noch länger, so haben sie keine Lust mehr, denn es ist ihnen zu langweilig geworden.

So habe ich auch an unserem Wäller Tanz, den wir ja zum Wäller Treffen vorführen wollen, immer nur selten weitergearbeitet. Einmal die Woche vielleicht oder auch oft nur alle 14 Tage einmal.

Kleinere Partien daraus, die noch nicht perfekt waren, übte ich schon mal einzeln.

Doch nun sollte es zur Generalprobe kommen, denn der 80. Geburtstag meines Schwiegervaters und damit die große Feier, rückte näher.

Am Vorabend tanzten wir beide dann zum ersten Mal an einem fremden Ort, nämlich im Wohnzimmer meiner Mutter, um dieser den Tanz vorzuführen. Auch mein Mann sah diese Zusammenarbeit von uns zum ersten Mal.

Beide waren begeistert, und als wir am nächsten Tag vor allen Gästen im Festsaal unser Können zur Schau stellten, waren auch hier alle fasziniert von unserem leichten Spiel.

Sie staunten, was so ein Hund für ein kleines Stückchen Käse doch so alles macht.

Da der Tanz ja nur wenige Minuten dauert, gaben wir dann noch ein Potpourri unseres weiteren Könnens, und ich habe schon manchmal Mühe, mich an alles zu erinnern, was ich ihm schon so beigebracht habe.

Wie gut Balu S. sein Wissen inzwischen auch schon kombinieren kann, zeigte er mir bei dem Besuch meiner 90 jährigen Tante, die er übrigens stürmisch begrüßte. Er hatte sie erst einmal kurz vor Weihnachten gesehen, als wir unsere Eisenbahn -Tour unternommen hatten.

Während wir uns unterhielten, stand Balu S. plötzlich auf, ging zur verschlossenen Tür, hinter der eine Treppe hinab zur Haustür führte und wuffte kurz.

Meine Tante vermutete, dass jemand käme, doch ich wunderte mich, dass er nur so kurz gebellt hatte. Ich ging also nachschauen und sah, dass durch den Türschlitz eine Werbezeitung geworfen worden war.

Balu war inzwischen neugierig die Treppe nach unten gelaufen und beschnüffelte nun die Zeitung.

Da kam mir die Idee, dass er die Zeitung ja hoch tragen könnte. Es war für mich spannend, was er machen würde, denn ich hatte ihn bisher noch keine Zeitung aufheben lassen.

Ich gab ihm das Kommando „heb auf“, was er kennt, wenn er grundsätzlich etwas vom Boden aufheben soll.

Er schaute mich eine Weile überlegend und fragend an, und dann nahm er tatsächlich die Zeitung ins Maul und brachte sie mir nach meinen Worten „Brings“ die Treppe hinauf zu mir.

Ich war ganz stolz auf meinen Jungen! Und er wurde natürlich begeistert gelobt!

Da er mir früher alles, was er brachte, immer vor die Füße geworfen hatte, hatte ich ihm das Kommando „Heb auf“ und „halt fest“ beigebracht.

„Heb auf“ hatte er schnell verstanden, doch immer wieder ließ er schnell alles fallen und so griff ich zum Cliquer, um ihm das verständlicher zu machen.

Der Cliquer ist präziser, und nach wenigen Wiederholungen hatte er verstanden, dass es nur dann eine Belohnung gab, wenn  er den Gegenstand so lange im Maul behielt, bis der Klick kam.

Dann verknüpfte ich das Klicken mit dem Kommando „halt fest“ und nun klappt es auch nur mit den Worten.

Ich baue Spannung dabei auf, die ich mit den Worten „Danke“ oder „Aus“ löse, bei denen er den Gegenstand loslassen kann.

Nachdem er das so schön begriffen hatte, fielen mir zufällig beim Aufräumen die Hanteln meiner früheren Arbeitshunde in die Hände.

Da hatte ich die Idee, ihm das korrekte Apportieren auch mal beizubringen.

Ich begann mit den Schritten der Gesamtübung rückwärts, wie immer, wenn es eine längere Aufgabe ist.

Erster Schritt also: Hantel ins Maul mit dem Kommando „Brings“ und „halt fest“.

Spannung aufbauen und lösen mit „Aus“.

Das war’s ohne Probleme.

Nun gab ich ihm die Hantel ins Maul und ließ ihn vor mir sitzen.

Der nächste Schritt: die Hantel vor seine Nase halten. Kommando „Brings“, er schnappt sich das Ding, und ich gehe einen Schritt zurück, und er setzt sich mit dem Holz vor mich hin....

Den Rest kennen Sie.

Jetzt soll er lernen, die Hantel vom Boden aufzunehmen und zwar nicht an den Enden, sondern korrekt in der Mitte.

Meine Hände gehen also bis kurz vor den Boden, damit er die Hantel von dort greifen kann.

Nun nehme ich Balu an die linke Seite und gehe mit ihm zu der Hantel, die am Boden liegt.

Das klappt noch nicht.

Also einen Schritt zurück und die Hantel auf das Sofa gelegt, also erhöht, damit er das Ding leichter greifen kann, ohne sich die Nase zu stoßen. Das funktioniert.

Die nächsten Schritte werden sein, dass er sie vom Boden aufhebt und schließlich irgendwann auch holt.

Es fasziniert mich immer wieder, wie schnell dieser Hund lernt.

Ich hatte schon viele Hunde, doch dieser  Wäller ist wirklich ungewöhnlich wissbegierig.

Ich weiß nicht, ob ich schon berichtet hatte, dass Balu S. mir nun auch Kisten herbeiziehen kann.

Hier nun einige Fotos dazu:

 Das Festhalten klappt!     -     Nun gleichzeitig rückwärts

wie drehe ich die Kiste nun um?                                          War ich super???

  Da er Balu ja nun alles festhält, was ich ihm ins Maul gebe, war es ein Leichtes, ihm auch das Seil anzupreisen. Nun musste er lernen, die Kiste am Seil zu ziehen.

Da er ja vom Wäller Tanz her schon das Kommando zurück gelernt hatte, wobei er rückwärts gehen sollte und auch Zieh, wenn ich mit ihm kämpferisch tobe, war es kein Problem, diese Kommandos zu verbinden.

Mit Zieh zog er bald voller Begeisterung die Kiste durch die Wohnung.

Ein lustiges Spiel!

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